Es gibt eine Reihe von Klassikern wie Nadelkissen, Polsterbezüge, Taschen und Röcke, die sich hervorragend für den Näheinstieg eigenen. Entsprechende Anleitungen gibt es en masse, selbstverständlich auch im Internet, doch nicht alle sind für Einsteiger gedacht. Damit Du dennoch ohne langes Suchen und nervenaufreibendes Austesten mit einer konkreten Näharbeit beginnen kannst, werden Dir im Folgenden ein paar empfehlenswerte Anleitungen vorgestellt. Parallel dazu wird Dir Hintergrundwissen über Stoffe und Nähtechniken vermittelt, sodass Du bald selbstständig erste Projekte auswählen und auf Anhieb erfolgreich umsetzen kannst.
Stoffgröße und Platzbedarf bedenken
Besser klein anfangen – dieser Grundsatz betrifft viele Aspekte eines Starterprojekts und gilt natürlich auch für die Größe eines Nähstücks. Damit man einen Nähstoff mühelos markieren und zurechtschneiden kann, sollte er zuvor gut ausgebreitet und geglättet werden. Das kann jedoch bei einem großen Stoffstück mitunter eine besondere Herausforderung darstellen, vor allem dann, wenn es um das Übertragen von Schnittmustern für Kleidungsstücke geht. Eine zu große Stoffmenge kann außerdem während des Nähprozesses Probleme bereiten, denn die gesamte Arbeit wird durch die Stofffülle unübersichtlich.Es ist daher nicht ratsam, gleich zu Beginn beispielsweise eigene Vorhänge nähen zu wollen, obwohl das eine nützliche Fertigkeit ist und nähtechnisch wenig verlangt. Bei manchen Näheinsteigern kann schon das Kürzen von handelsüblichen Vorhängen aufgrund der übermäßigen Stofffülle zur Frustration führen. Daher empfehlen sich für den Einstieg Projekte mit kleineren Maßen. Deine dafür verwendeten Stoffe sollten nicht viel größer sein als der Tisch, der Dir für Deine Arbeit zur Verfügung steht. Somit kannst Du Dich voll und ganz auf die ordentliche Vorbereitung konzentrieren und wirst auch beim Nähen selbst mehr Freude haben, weil kleinere Stoffteile einfach handlicher sind.
Nadelkissen für einen guten Start
Nadelkissen sind nicht nur wegen ihrer Größe ein gut geeignetes Nähprojekt für Anfänger. Sie stellen bei jeder weiteren Näharbeit ein praktisches Hilfsmittel dar und lassen hinsichtlich ihrer Gestaltungsmöglichkeiten viel Spielraum für die eigene Kreativität offen. Einen ersten Eindruck von den vielfältigen Nadelkissen-Varianten gewinnst Du beispielsweise auf der entsprechenden Seite von Handmade Kultur.
Doch bevor Du gleich ein Nadelkissenprojekt raussuchst, das Dir optisch oder ideenmäßig am besten gefällt, lass Dir gesagt sein: Auch kleine Projekte können ziemlich anspruchsvoll sein! Falls Du also nicht gleich zu Beginn an komplexen Details verzweifeln willst, lies hier noch ein wenig weiter.
Komplizierte Formen meiden
Egal, ob es sich um kleinere Alltagsgegenstände, Wohnaccessoires oder Kleidungsstücke handelt – anfangs sind jene Stücke fürs Selbernähen am besten geeignet, deren Einzelteile nur aus Rechtecken oder Trapezen bestehen. Diese geometrischen Formen sind nähtechnisch am einfachsten zu verarbeiten, da man nur gerade Linien verfolgen muss.
Damit Du mit der Nähmaschine auch eventuelle Ecken sauber hinbekommst, gibt es übrigens einen kleinen Trick: Nähe im Steppstich bis zum Eckpunkt und versenke dort mittels Handrad die Nadel im Stoff. Hebe das Nähfüßchen an und drehe das Nähgut, bis Du den gewünschten Winkel erreicht hast. Lass das Füßchen wieder auf dem Stoff anliegen und schon kannst Du geradeaus weiternähen. – Das als kleiner Tipp vorweg, damit Du auch einfache Anleitungen verwenden kannst, bei denen dieses Können bereits vorausgesetzt wird.
Weitere Nähideen – einfach praktisch!
Wie Du siehst, braucht es schon ein wenig Hintergrundwissen, um selbst Einsteigerprojekte sachgemäß umsetzen zu können. Was Form und Komplexität betrifft, sind also einige Vorschläge der bereits erwähnten Website für Anfänger leider nicht gut geeignet. Für den Start empfiehlt sich hier vor allem das Nadelkissen-Tutorial von rosapfeffer. (Die im Tutorial angesprochenen Knöpfe und das Label kannst Du getrost weglassen, das Nadelkissen bleibt natürlich auch ohne diese Ausschmückungen funktionstüchtig.)
Doch es muss nicht unbedingt ein Nadelkissen-Projekt sein. Manche Näheinsteiger finden es sogar schwer, mit Stoffteilen in Postkarten- oder Lesezeichengröße umzugehen. Wenn du auch dazugehörst oder lieber gleich zu Beginn etwas Praktisches für den Alltag nähen willst, sind folgende Nähideen mit einfachem Schnitt genau das Richtige für Dich: einKissenbezug mit Hotelverschluss als hübsches Wohnaccessoire oder eine einfache Tragetasche für Deine Einkäufe.
Den passenden Stoff finden
Vielleicht hast Du es beim Überfliegen schon gemerkt: Oft finden sich in Nähanleitungen bezüglich des Materials nur Formulierungen wie „Stoff Deiner Wahl“ – diese möchten zwar möglichst viel Gestaltungsfreiheit offen lassen, sind für Neueinsteiger jedoch weniger hilfreich. Damit Du nicht in die Anfängerfalle tappst und möglicherweise einen Stoff aussuchst, der für Dein Projekt unbrauchbar ist, solltest Du Dir also schon im Vorhinein über die Stoffeigenschaften im Klaren sein.
Willst Du beispielsweise den vorgeschlagenen Polsterbezug oder die Tragetasche nachnähen, brauchst Du einen strapazierfähigen Stoff, der sich beim Gebrauch der fertigen Nähstücke nicht schnell abnutzt oder gar reißt. Bei anderen Textilerzeugnissen, die häufig gewaschen werden müssen, steht wiederum die Pflegeleichtigkeit im Vordergrund, zum Beispiel bei Platzdeckchen oder Tischtüchern. Für viele Kleidungsstücke hingegen sind vor allem Stoffe vorzuziehen, die angenehm zu tragen sind und gut fallen.
Versuche zum Beispiel einen passenden Stoff für diesen Loopschal zu finden, der auf dem Pattydoo-Blog beschrieben ist. Der Stoff sollte den Tragekomfort unterstützen, bei Erstlingswerken jedoch nicht zu fein oder zu glatt sein, damit er Dir bei der Verarbeitung keine unnötigen Schwierigkeiten bereitet.
Lerne deine Nähmaschine kennen
Damit Dein erstes Nähprojekt gelingt, brauchst Du natürlich nicht nur das richtige Material und die passenden Werkutensilien. Ebenso wichtig sind die grundlegenden Fingerfertigkeiten und das Wissen um diverse Nähtechniken. Fange auf jeden Fall erst dann ein konkretes Projekt an, wenn Du Dich mit der Handhabung Deiner Nähmaschine vertraut gemacht hast! Die Zeit, die Du fürs Lesen der Bedienungsanleitung und das Ausprobieren an Stoffresten aufwendest, hast Du bald wieder eingespart. Denn mit etwas vorbereitender Übung werden Dir alle Deine Nähprojekte wesentlich schneller und leichter von der Hand gehen. Konzentriere Dich dabei vor allem auf den Gerad- beziehungsweise Steppstich und den Zickzackstich – diese einfachen Sticharten werden am häufigsten gebraucht.
Es kann auch nicht schaden, wenn Du Dich ein wenig mit dem Nähen per Hand auseinandersetzt. Es gibt ein paar Handstiche, die vor allem bei der Vorbereitung der Stoffteile (Heftstich) und beim letzten Schliff (Überwendlingstich, Matratzenstich) sehr nützlich sein können. Eine nette Sammlung von Video-Tutorials zu diesem Thema findest Du auf YouTube unter dem Titel „Per Hand nähen“.
Auf die Verarbeitungsweise achten
Stoff und Stiche allein ergeben aber noch kein brauchbares Nähstück. Letztlich kommt es bei einem gelungen Nähprojekt darauf an, wie die einzelnen Teile präpariert und zusammengesetzt werden. Dafür gibt es eine ganze Menge an Nähtechniken und trickreichen Methoden. Die Basics bilden dabei das Zusammennähen von Stoffteilen mittels Steppstich, das Versäubern der Schnittkanten mit dem Zickzackstich und das Säumen durch Falten und Absteppen der Ränder. Auch das Arbeiten mit Wendeöffnungen ist eine sehr praktische Methode – diese lernst Du beispielsweise näher kennen, wenn Du das oben genannte Nadelkissen-Projekt in Angriff nimmst.
Wenn Du Dein Wissen rund ums Thema „Säumen“ vertiefen möchtest, ist zudem die Briefecken-Methode sehr empfehlenswert. Mit dieser einfachen Technik lassen sich schon einige interessante Einsteigerprojekte wie Platzdeckchen oder kleinere Tischdecken umsetzen. Eine sehr anschauliche Beschreibung auf diylove.de hilft Dir dabei.
Auch das Einsetzen von Reißverschlüssen kann bereits für erste Nähprojekte geübt werden. Wenn Du etwas mehr Zeit hast, solltest Du Dir zu diesem Zweck das ausführliche Tutorial von Conga-Bären ansehen – hier erhältst Du eine Schritt-für-Schritt Anleitung fürKissenbezüge mit Reißverschluss und lernst zusätzlich nützliche Herangehensweisen, die Du bei anderen Projekten ebenso gut gebrauchen kannst.
Achte jedenfalls bei der Wahl Deiner ersten Projekte darauf, dass sie keine aufwendigen Nähtechniken erfordern. Sofern Deine Nähmaschine nicht über eine Knopflochautomatik verfügt, solltest Du Dich zunächst mit Reißverschlüssen oder Druckknöpfen zufrieden geben. Zu den Nähtechniken, die besser später an die Reihe kommen sollten, zählt außerdem das Anfertigen und Anbringen von Schrägbändern, was sowohl beim Bügeln als auch beim Absteppen besondere Sorgfalt verlangt. Auch die Kräuseltechnik oder das Bilden von dekorativen Falten sind Methoden, die Du erst für weitere Projekte vormerken solltest.
Fazit
Wie Du gesehen hast, gibt es auch beim Planen von Einsteigerprojekten einiges zu bedenken. Sogar Anleitungen, die sich grundsätzlich gut für Anfänger eigenen, können ihre Tücken haben. Wähle für Deine ersten Arbeiten einfach zu verarbeitende, mittelschwere und pflegeleichte Stoffe. Übernimmt Dich zudem nicht mit übermäßig großen Projekten wie Vorhängen oder Decken. Der Schnitt sollte mit unkomplizierten Formen auskommen und nicht zu viele Einzelteile beinhalten. Auch zu viele Details, die letztlich nur der Verzierung dienen, sollten anfangs gemieden werden. Bedenke zudem die Verarbeitungsweise und prüfe zuvor, welche Sticharten und Nähtechniken für ein Projekt gebraucht werden. Sollte eine Nähmethode dabei sein, die Du noch nicht kennst, probiere die neue Technik auf jeden Fall vorher aus. Somit dürfte gleich bei Deinem ersten Nähprojekt alles reibungslos verlaufen.