Aktuell erlebt das Nähen als Hobby ein echtes Revival. Kein Wunder, denn eigene Kleidung zu schneidern, ist mindestens genauso befriedigend wie selbstgezogenes Gemüse zu ernten. Bevor Näh-Profis allerdings ihr komplettes Outfit designen, braucht es etwas Übung. Zum Glück gibt es einfache Schnitte und günstiges Equipment, mit denen schon Anfänger schöne Ergebnisse erzielen können. Hier wird erklärt, was Näh-Neulinge brauchen, um loszulegen.
Abbildung 1: Wer heute ins Nähen einsteigen möchte, braucht eine Nähmaschine. Zum Glück gibt es günstige Einsteigermodelle. Bildquelle: @ Ilya Lix / Unsplash.com
Eine passende Nähmaschine
Natürlich lassen sich die Grundlagen des Nähens auch per Hand erlernen, aber eine Maschine arbeitet wesentlich schneller und sauberer. Gerade Einsteigern gelingen so die ersten Nähversuche ohne Frustration und mit vorzeigbaren Resultaten. Vor der Anschaffung der ersten Nähmaschine, sollten Neulinge diese Punkte bedenken:
Welche Stiche muss die Nähmaschine für Einsteiger können?
Ein Nähcomputer mit 250 Programmen überfordert jeden Beginner in seiner komplexen Bedienung – deshalb sind Anfänger mit simplen Nutznaht-Nähmaschinen besser bedient. Einsteigermodelle können oft nur wenige Grundstich-Arten nähen, die für die meisten DIY-Projekte ausreichen. Entsprechende Geräte werden auf nähmaschine.org genauer vorgestellt. Wer mit simplen Kissen, Taschen und Röcken startet, nutzt in erster Linie den Geradstich zum Heften und Säumen der Stoffteile. Außerdem gehören noch folgende Stich-Arten ins Anfänger-Repertoire:
- Ein Zickzack-Stich eignet sich für das Zusammennähen von flexiblen Stoffen, da er nicht reißt, wenn das Gewebe sich dehnt. Außerdem lassen sich mit ihm Stoffkanten vor dem Ausfransen schützen – der Profi spricht vom Versäubern der Kanten.
- Ein Dreifach-Geradstich bewegt sich einen Stich vorwärts, einen rückwärts und wieder einen vorwärts. Durch die stärkere Naht lassen sich belastbarere Stücke erzeugen, z.B. Tragetaschen.
- Ein Spezial-Overlockstich dient zum professionellen Versäubern von Stoffkanten.
- Eine Knopfloch-Automatik hilft Anfängern beim Schneidern von Kleidungsstücken und Accessoires mit Knöpfen.
Weitere Funktionen richten sich nach den geplanten Projekten
Anfänger sind meist zufrieden mit einer Maschine, die sich im Tempo regulieren lässt und eine Handvoll Grundstiche näht. Wer allerdings Spezial-Projekte plant, muss das Gerät darauf ausrichten. So ist für das Nähen mit flexiblen Stoffen wichtig, dass sich der Nähfußdruck anpassen lässt. Außerdem macht die Anschaffung einer zusätzlichen Overlock-Maschine Sinn. Soll hingegen Jeansstoff oder gar Leder verarbeitet werden, braucht es eine Nähmaschine mit besonders leistungsstarkem Motor. Für Stickarbeiten eignen sich Modelle mit einer Vielfalt an Zierstichen. Wenn Patchwork-Decken oder andere große Teile in Planung sind, muss der Durchlass der Nähmaschine entsprechend groß dimensioniert sein.
Wie viel kostet eine Einsteiger-Nähmaschine?
Basis-Modelle sind bereits ab 130 Euro erhältlich. Wenn sie elastisches Gewebe wie Jersey verarbeiten sollen, kosten passende Nähmaschinen eher 200 bis 300 Euro. In der Klasse zwischen 500 und 800 Euro verfügen die Modelle bereits über viele Profi-Funktionen, die Einsteiger erst nach und nach für sich entdecken. Für sogenannte Nähcomputer, die in erster Linie mit unzähligen Zierstichen und Stickprogrammen punkten, müssen Nutzer zwischen 1000 und 2000 Euro investieren.
Tutorials
Wer im letzten Jahrhundert nähen lernen wollte, fragte höchstwahrscheinlich seine Oma um Rat oder besuchte VHS-Kurse. Heutzutage ist der Zugang einfacher: Näh-Anfänger holen sich visuelle Anleitungen ins eigene Wohnzimmer und setzen sie in ihrem individuellen Tempo um. Das sind die besten Quellen:
- YouTube: Die Video-Plattform bietet unzählige Näh-Tutorials für Anfänger. Hier werden Grundstiche erklärt, Kreationen ohne Schnittmuster geschaffen oder Projekte zu verschiedenen Themen vorgestellt, z.B. Nähen mit Kindern oder Nähen zu Ostern. Einziger Haken: Der Näh-Neuling muss gezielt suchen und vorab wissen, was ihn interessiert.
- Näh-Blogs: Sie bieten neben Video-Tutorials auch Schritt-für-Schritt-Anleitungen und kostenlose Schnittmuster. Wer neu in der Materie ist, kann auf Blogs wie Pattydoo, Funkelfaden, Lilleson und Pelle oder Stoffreise herumsurfen und sich inspirieren lassen.
Mini-Tutorial: Baby- oder Hundespielzeug
Für den allerersten Nähversuch brauchen Anfänger lediglich einen schönen, bunten Stoff und eine hübsche Form, z.B. ein Herz (für Babys) oder einen Knochen (für den Vierbeiner).
- Schritt 1: Die Form aus Papier ausschneiden und mit einem Zentimeter Nahtzugabe auf die Rückseite des Stoffes übertragen. Das passiert zweimal für die Vorder- und Rückseite des Spielzeugs.
- Schritt 2: Vorder- und Rückteil aus Stoff werden mit der Sichtseite des Stoffes aufeinandergelegt, mit Stecknadeln zusammengeheftet und mit einem Geradstich zusammengenäht. Dabei lässt man eine Öffnung von 3 bis 4 Zentimetern offen.
- Schritt 3: Die zusammengenähten Teile werden durch die Öffnung umgestülpt und mit Füllwatte ausgepolstert. Die Öffnung wird mit wenigen Stichen per Hand geschlossen.
Schnittmuster, Stoff und Garn
An eine passende Nähmaschine kommen Einsteiger manchmal überraschend schnell, z.B. als Geschenk aus der Verwandtschaft oder als Flohmarkschnäppchen. Bevor es richtig losgeht, braucht es aber noch die Grundausstattung aus Schnittmuster, Material und Zubehör.
Wo bekomme ich gute Schnittmuster?
Im Internet kursiert eine Flut von kostenlosen Schnittmustern für alle Nählevels. Ob einfaches Halstuch oder komplizierter Jackenschnitt – jede Vorlage lässt sich im PDF-Format herunterladen und ausdrucken. Anschließen werden die Teile ausgeschnitten und bei Bedarf geklebt, bevor sie auf den Stoff übertragen werden.
Welche Stoffe eignen sich für Näh-Anfänger?
Baumwollstoffe gelten als besonders einsteigerfreundlich, weil sie sich leicht verarbeiten lassen. Wichtig: Anfänger sollten für die ersten Nähversuche glatte Baumwoll-Webware wählen; kein Mischgewebe mit Elastik-Anteilen oder stark aufgeraute Stoffe wie Samt und Cord. Glatter Baumwollstoff lässt sich bei hohen Temperaturen bügeln, sodass sich die Saumkanten sauber umschlagen lassen und nur mit wenigen Stecknadeln fixiert werden müssen.
Nadel, Garn und Zubehör – was braucht man noch zum Losnähen?
Wer die Nähmaschine startet, sollte sichergehen, dass die passende Nähmaschinennadel eingespannt ist. Hierbei richtet sich die Stärke der Nadel nach der Stoffdicke. Beim Garn liegt der Fokus dagegen auf der farblichen Abstimmung zum Stoffmuster. Außerdem gehören folgende Utensilien in den Nähkorb:
- Eine Stoffschere, die ausschließlich für Textilien verwendet wird – andernfalls stumpft sie schnell ab. Nützlich für Accessoires mit Rundungen ist außerdem die Zickzack-Schere.
- Ein weicher Bleistift zum Anzeichnen von Schnittmustern auf Stoffen. Bei dunklen Geweben lohnt sich die Anschaffung weißer Schneiderkreide.
- Nähnadeln und Stecknadeln in verschiedenen Längen und Stärken lagern beim Arbeiten besonders sicher auf dem magnetischen Nadelkissen.
- Backpapier dient wie Transparentpapier zum Abpausen von Schnittmustern, ist jedoch günstiger.
Abbildung 2: Die Auswahl in Bezug auf Garn ist heute ebenfalls sehr groß. Bildquelle: @ Hector J. Rivas / Unsplash.com
Fazit: Nähen ist gar nicht so schwierig
Wer das Nähen für sich entdecken will, braucht erst einmal nur eine Nähmaschine mit Grundfunktionen plus Basis-Zubehör. Was Hobbyschneider darüber hinaus brauchen, zeigt sich meist erst im Laufe der Zeit, wenn sie persönliche Vorlieben entdecken und größere Projekte angehen.